Winzer-Quintett mit Reifepotenzial
Die Gruppe Junges Schwaben feiert mit Präsentation und Menü im Parkhotel ihr 22-jähriges Bestehen
HEILBRONN „Forever young“ lautet ein alter Bob-Dylan-Song. Die Gruppe Junges Schwaben versteht ihn programmatisch. Die fünf Weingärtner haben als „Ü 40er und 50er“ das Schwabenalter zwar überschritten. Sie haben aber auch Reifepotenzial. Dies stellten die Fünf dieser Tage anlässlich ihrer 22-Jahr-Feier im Parkhotel Heilbronn unter Beweis: bei der Präsentation ihrer aktuellen Kollektionen und bei zwei Gala-Menüs im Panorama-Saal. Bei vier Sekten genossen zunächst alle die traumhafte Aussicht, um die Blicke bald auf Gläser und Teller zu fokussieren – und natürlich auf das Winzer-Quintett, das unterhaltsam-informativ durch den Abend führte.
Zueinander fanden die jungen Wilden aus Württemberg 2001. Ursprünglich planten sie nur einen gemeinsamen Auftritt bei der Weinmesse Prowein. Gruppen dieser Art waren damals rar, zumal die ältere Wengertergeneration eher „ihr eigenes Süppchen kochte“, wie Hans Hengerer gerne sagt. So erregte das Quintett vom Start weg große Aufmerksamkeit. Höhepunkt ihrer von vielen Seiten erhaltenen Lorbeeren: die Verleihung des Artvinum-Preises als europäische Jungwinzer 2012. Solche Erfolge schweißen zusammen, auch nach der Aufnahme zweier Mitglieder in den Eliteclub der Prädikatsgüter.
Großfamilie Der Schulterschluss beginnt mit gegenseitigen Tipps im Weinberg, setzt sich im Keller fort und macht auch vor gegenseitigen Weinproben nicht halt. Wenn’s brennt, hilft man sich aus, berichtet Jürgen Zipf, wie in der Großfamilie. Bei Ausflügen, Festen, vor allem aber bei Exkursionen durch halb Europa weitet das Quintett den Horizont. Die Grundphilosophie, so erklärt Roland Wachtstetter, laute in Abgrenzung zu Allerweltsweinen „Individualität“: von der Lage über Rebsorte und Jahrgang bis zur Handschrift des Winzers, stets nah an der Natur und ohne große Eingriffe im Keller. Davon zeugen mehr als 100 Produkte, vor allem aber fünf Flaschen einer Kollektion, die eine lustige „Junges Schwaben“-Vignette tragen und auch etwas über die Produzenten aussagen.
Hans Hengerer (Jahrgang 1967) vom Heilbronner Weingut Kistenmacher-Hengerer steht für „sensiblen Spätburgunder, für den man viel Gefühl und ein feines Händchen braucht“, wie die Kollegen sagen.
Jürgen Zipf (Jahrgang 1973) gilt mit seinen Löwensteiner Steillagen auf bis zu 390 Metern Höhe als Bergwinzer mit finessenreichen Weinen aus Riesling, aber auch mit feinen Roten bis zur Cuvée aus regionalen und internationalen Sorten.
Rainer Wachtstetter (Jahrgang 1968) ist ein Meister des Lembergers, der den Südhängen von Pfaffenhofen Top-Tropfen mit Würze, Feuer, Gehalt abgewinnt.
Der experimentierfreudige Sven Ellwanger (Jahrgang 1975) aus Großheppach hat von Lehrjahren aus Neuseeland den pfeffrig-würzigen Sauvignon blanc mitgebracht.
Der Ex-Europameister im BMX-Radfahren Jochen Beurer (1972) aus Kernen-Stetten besticht mit salzig-mineralischen Rieslingen und Exoten wie dem aus 28 Sorten gewonnenen Gemischten Satz.